Bühler und die Biotreibstoffe

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Posted in: , on 11. Jan. 2008 - 20:40

Bühler macht mit Bio vorwärts

Uzwil, 10. Januar 2008 - Energie aus nachwachsenden Rohstoffen: Bühler verstärkt die Anstrengungen zur Weiterentwicklung der Prozesse zur Herstellung von Biotreibstoffen und Holzpellets.

Der Technologiekonzern Bühler ist schon seit vielen Jahren auch im Bereich Biotreibstoffe tätig. So wurden vom Geschäftsbereich Futter & Öl mit Erfolg vor allem in Europa kleinere und grössere Holzpelletieranlagen für die Herstellung von Woodpellets realisiert. Der gleiche Geschäftsbereich baut seit Jahren weltweit Ölmühlen, die zum Teil zur Herstellung von Biodiesel verwendet werden. Und der Geschäftsbereich Müllerei liefert ebenfalls seit längerer Zeit Maschinen und Teile für Grossanlagen zur Produktion von Bioethanol.

Neue Stabsstelle

Seit der Jahrtausendwende hat sich der weltweite Trend zur Produktion von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen massiv verstärkt. Vor diesem Hintergrund wurde bei Bühler in der Konzerndivision eine Stabsstelle geschaffen, welche die Entwicklung des Geschäftsfeldes Biotreibstoffe bereichsübergreifend koordiniert. Der studierte Chemiker Marcel Lingenhag befasst sich seit November 2006 mit dem Themenbereich «Biofuels». «Unsere Geschäftsbereiche stellen seit Jahren verschiedenste Maschinen und Anlagen zum Annehmen, Reinigen, Mahlen und Umwandeln her, die bestens in den Produktionsprozess von Biotreibstoffen passen», erklärt der 40-jährige Schweizer. «Wir wollen nun dieses Wissen aktiv in den stark wachsenden Markt zur Energieherstellung aus nachwachsenden Rohstoffen einbringen.»

Bioethanol und Biodiesel

In den letzten vier Jahren ist die weltweite Produktion von Biotreibstoffen stark gewachsen. Gefördert von verschiedenen Staaten, hat sich die Produktion von Bioethanol verdoppelt und die Herstellung von Biodiesel verdreifacht. In Brasilien ist bereits ein Viertel aller Personenwagen mit einem Benzin als Treibstoff unterwegs, dem 25% von aus Zuckerrohr hergestelltem Ethanol beigemischt ist. Die USA setzen für die Bioethanolproduktion auf Mais. Bereits werden über 25% der Maisernte zu Bioethanol verarbeitet. Bis ins Jahr 2012 soll die jährliche Produktion von heute 21 Millionen Tonnen auf 36 Millionen Tonnen Bioethanol erhöht werden.

In den Ländern Europas wird Bioethanol mehrheitlich aus Weizen hergestellt. Bioethanol steht jedoch hier noch im Schatten des Biodiesels, der aus Rapsöl, Sonnenblumenöl, Soja, Mais oder Palmöl gewonnen werden kann. Die europäischen Gesetzgeber forcieren jedoch beide Biotreibstoffe über Vorschriften für die Beimengung zu Benzin und Diesel und mit steuerlichen Massnahmen.

Prozess verbessern

Die Verwendung von Getreide, Mais und Zuckerrohr und anderer Nahrungsmittel zur Herstellung von Biotreibstoffen ist nicht unumstritten. «Wir sind uns bewusst, dass die Umwandlung von Nahrungsmitteln in Treibstoff auch weniger positive Seiten hat», räumt Marcel Lingenhag ein. «Allerdings überwiegen die positiven Aspekte, indem wir die immer knapper werdenden fossilen Energieträger durch nachwachsende ersetzen.» Und Bühler möchte auf der Basis des vorhandenen Wissens im Umgang mit Getreide dazu beitragen, dass die Prozesse zur Gewinnung von Bioethanol und Biodiesel laufend verbessert werden. Lingenhag: «Wir liefern nicht mehr länger nur Anlagenteile, sondern beschäftigen uns intensiv mit den Prozessen und den Möglichkeiten zu deren Verbesserung.» Die Anstrengungen tragen bereits Früchte. Die von Bühler entwickelte Trockenfraktionierung von Mais erhöht die Kapazität von Ethanolanlagen um 20% und reduziert die Betriebskosten um 10%.

Zweite Generation

Schliesslich wird bei Bühler mit Hochdruck an der sogenannten «zweiten Generation» von Produktionsanlagen für Biotreibstoffe gearbeitet. «Es geht darum, dass wir die stärkebasierten Rohstoffe wie Getreide, Mais usw. durch Zellulose ersetzen», verrät Marcel Lingenhag die Stossrichtung. «Es ist unser Ziel, dass künftig landwirtschaftliche Abfälle wie Stroh, Gras oder Schilf oder forstwirtschaftliche Abfälle wie Holzschnitzel oder Späne zu Bioethanol, Biogas oder Biopellets als Energielieferanten verarbeitet werden können.»

Mit der heutigen Technik können solche Anlagen noch nicht wirtschaftlich betrieben werden. Ein zentrales Problem ist der Transport der riesigen Mengen an Biomasse, welche zur Herstellung der Biofuels notwendig sind. Eine mittlere Anlage benötigt für ihre Tagesproduktion 1500 Tonnen Biomasse. Einen zweiten Problemkreis bildet das Aufschliessen der Zellulose, damit die für den Umwandlungsprozess eingesetzten Enzyme wirken können. «Mit der Pelletierung der Biomasse und dem mechanisch-thermisch-chemischen Extrusionsverfahren verfügen wir über Prozesse, welche für die Lösung dieser beiden Problemkreise geeignet sind», lässt sich Lingenhag etwas in die Karten schauen. «Und auch für weitere Schlüsselprobleme haben wir Lösungen in Entwicklung.»

Holzpellets als dritter «Biotreibstoff»

Die Herstellung von Holzpellets zum Heizen aus Holzabfällen ist das dritte Bio- Standbein von Bühler. Grössere und kleinere Holzpelletanlagen von Bühler sind seit Jahren in ganz Europa in Betrieb. Zurzeit baut Bühler in Florida die grösste Holzpelletanlage der Welt. Die Green Circle BioEnergy Inc. wird dereinst jährlich 500 000 Tonnen Holzpellets herstellen.

Daniel Meier, als Produktmanager beim Bühler Geschäftsbereich Futter & Öl für Holzpelletieranlagen zuständig, sieht grosse Wachstumschancen. «Es fallen weltweit so viele Holzabfälle an, dass damit ein Teil unserer Heizenergie gedeckt werden kann.» Bis jetzt hat sich Bühler auf den Pelletierprozess beschränkt. Doch schon bald soll der Gesamtprozess inklusive Trocknen und Grobzerkleinerung der Holzabfälle und Holzstämme angeboten werden.

Potenzial für Holzpelletieranlagen sieht Meier überall dort, wo die Holz verarbeitende Industrie stark ist. Und mittelfristig dürfte sich die Herstellung von Heizpellets der Produktion von Biotreibstoffen nähern, indem alternative Rohstoffe wie Stroh, Elefantengras, Schilf, Bambus und Zuckerrohrabfälle als Grundstoffe für die Pelletherstellung ins Auge gefasst werden.

Weitere Informationen auf:

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