Schrotthandling: Vorkonfektionierte Energiekettensysteme für Portalkrananlage

Posted in: , on 18. Jan. 2011 - 13:44

"Stillstand können wir uns nicht leisten"

Schrotthandling: Vorkonfektionierte Energiekettensysteme für Portalkrananlage

Am Anfang überwog die Skepsis. Heute indes ist der Hafenbetreiber froh, dass sein Massengutkran für das Schrotthandling mit einer Energiekettenlösung ausgerüstet ist. Denn seine Anlage läuft trotz extrem hoher Beanspruchung seit dem ersten Tag an völlig problemlos. Und wenn eine Neuinvestition ansteht, ist man sich sicher, dass die Wahl wieder auf einen Kran mit vorkonfektionierter Energiezuführung fallen wird inklusive robustem Edelstahl-Rinnensystem.

„Spätestens nachdem ich mit anderen Hafenbetreibern gesprochen hatte, stand unserer Entscheidung nichts mehr im Wege. Wir wollten bei dem neuen Künz-Portalkran auf eine Energiekettenlösung setzen“, erinnert sich Dipl.-Ing. (FH) Uli Stichler, Technischer Betriebsleiter der Hafen Verwaltung Kehl. „Ihre Erfahrungsberichte waren durchweg positiv. Und auch wir haben diesen Entschluss niemals bereut. Trotz der sehr rauen Einsatzbedingungen läuft die automatische Krananlage seit über zwei Jahren bei Wind und Wetter ohne jegliche Beanstandung.“

Besser ganzes Paket aus einer Hand

In dem Massengutkran kommen vorkonfektionierte Energiezuführungen der igus GmbH, Köln, zum Einsatz. Die einbaufertigen Systeme werden vom Hersteller unter dem Namen „Ready-Chain“ vertrieben. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die beidseitig zu öffnende Rollen-Energiekette „4040RHD“, die sich vor allem für den Schwersteinsatz im Außenbereich eignet. Der Einspeisungspunkt befindet sich bei dieser Anlage in der Mitte des Verfahrwegs. Hinzu kommen als Garant für Funktionssicherheit robuste geschirmte „Chainflex“-Spezialleitungen, und zwar Einzeladern für die Leistungsversorgung sowie Steuer-, Bus- und Lichtwellenleitungen. Ihr TPE-Außenmantel deckt Temperaturbereiche von -35 bis +100 °C ab und wird damit an 365 Tagen im Jahr allen witterungsbedingten Anforderungen gerecht.

Zum Lieferumfang gehören weiter korrosionsfreie Führungsrinnen aus Edelstahl, die den ruhigen und reibungsarmen Lauf der Energiekette unterstützen sollen. Weitere Speziallösungen runden das Gesamtsystem ab: Eine maßgeschneiderte Einhausung schützt Kette und Leitungen vor extremen Witterungseinflüssen. Und ein schwimmender Mitnehmer nimmt den notwendigen Toleranzausgleich vom Kettensystem zur Katze vor. So wird größtmöglicher Schutz gewährleistet.

Die Anforderungen an Energiezuführungen steigen heute permanent. Verfahrwege werden immer länger, Geschwindigkeiten immer schneller, Kabellasten immer höher. Insbesondere mit Rollen-Energieketten werden ständig neue technische Herausforderungen gemeistert.

Im Falle des hier dargestellten Massengutkrans beträgt der Verfahrweg 109 m, die Geschwindigkeit liegt bei 120 m/min bei einer Beschleunigung von 0,35 m2. Hinzu kommt die Leitungslast von 12 kg/m. An den Werktagen läuft der Kran im Zweischichtbetrieb, Samstags im Einschichtbetrieb. „Unsere Auftragslage ist sehr gut“, berichtet Uli Stichler. „Die Auftragslage des angeschlossenen Stahlwerks, ebenfalls angesiedelt auf dem Hafengelände, ist trotz der schwierigen Zeiten bestens, so dass der Kran voll ausgelastet ist. Deshalb müssen wir tagaus tagein eine hohe Funktionssicherheit sicherstellen.“

Willkommen im Hafen Kehl

Der Rheinhafen Kehl verknüpft auf 320 ha die industriellen Tätigkeiten großer Unternehmen im süd- und mittelbadischen Raum. Logistisch bietet er eine moderne Infrastruktur für sämtliche Verkehrsträger an der Rheinschiene, überdies ist er das Tor zu Frankreich und Südeuropa. Über hundert Unternehmen – Stahl- und Drahtwerke, Papierfabriken und Maschinenbau, ergänzt durch zahlreiche Gewerbebetriebe und Logistikdienstleistungsunternehmen – schaffen dort Tausende von Arbeitsplätzen.

An drei Hafenbecken mit 12 km Uferlänge werden im Jahr rund 3,5 Mio. t Güter wasserseitig umgeschlagen. Rund 42 km Gleise erschließen praktisch jedes Grundstück im Hafen. Modernes Umschlagsgerät und ausreichend dimensionierte Lagerhallen und Lagerflächen sorgen für einen raschen Güterdurchlauf. Herz der Umschlagsmöglichkeiten sind zwei Verladebrücken für den Containerverkehr, zwei Verladebrücken für das Massengut und zwei Mobilkrananlagen. „Für das Stahlwerk sind wir Lagerplatz und Zulieferbetrieb. Mit dem Künz-Kran schlagen wir Schrott unterschiedlichster Qualitäten aus Bahnwaggons zum Lagerplatz um“, erzählt Uli Stichler. Von hier aus geht er zu einem späteren Zeitpunkt per Schiff zum Stahlwerk.

Die Krananlage ist je nach Anforderung entweder mit einem Zweischalen-, einem Polypgreifer oder einem Magneten ausgestattet. Die Anforderungen an die Technik beim Schrottumschlag sind sehr hoch. „Beim Containerumschlag fährt die Verladebrücke kontinuierlich. Das Fließbild ist entsprechend sauber“, erläutert Uli Stichler. „Beim Schrottumschlag dagegen wird der Kran beim Losreißen des Schrottes permanent ganz stark erschüttert. Aus dem Greifer ragen zum Beispiel T-Träger oder andere zusammenhängende Schrottklumpen heraus. Dazu kommt, dass er permanent überfüllt ist.“

Durch das Losreißen kommt es zu unvorhergesehenen Querbeschleunigungen auf die ganze Anlage. Kurze, stoßartige Bewegungen beeinflussen nicht nur die Energieketten-Längsrichtung, sondern den gesamten Stahlträger. Der ganze Kran wird ständig belastet. Sowohl die Energiezuführung als auch die Führungsrinne müssen starke und stärkste Vibrationen aushalten, ohne Schaden zu nehmen. Es kann sogar zu Verformungen kommen, die immer wieder ausgeglichen werden müssen.

Energieketten statt Festoonings oder Schleifleitungen

„Die Krananlage ist zu jeder Jahreszeit im Einsatz“, verdeutlicht der Elektromeister, Uwe Woltersdorf. „Das heißt, dass sie sämtliche Temperaturschwankungen aushalten muss.“ Turnusgemäß wird sie einmal im Jahr gewartet. Dazwischen darf es möglichst zu keinerlei Ausfällen kommen. „Mit unseren anderen Krananlagen, die nicht mir Energieketten ausgerüstet sind, haben wir schon einige negative Erfahrungen gemacht“, berichtet der Elektromeister. „Insbesondere bei den lose hängenden Festoonings hatten wir beim routinemäßigen Austausch der Leitungen erhebliche Probleme, so dass die gesamte Anlage über längere Zeit stillstand. Und bei den Krananlagen mit Schleifleitungen kam es immer wieder mal zu Ausfällen, weil speziell bei Inversionswetterlagen im Winter Raureif zu technischen Problemen führen kann.“

Trotzdem wollte der Hafenbetreiber bei der Investition in den Künz-Portalkran vor zwei Jahren zunächst nicht in ein Energieketten-System investieren. Doch der Kranbauer hatte im Vorfeld einiges an Überzeugungsarbeit geleistet. Ergänzt wurde das durch umfangreiches Informationsmaterial von igus, wie beispielsweise aktuelle Geräuschtests, Referenzanwendungen aus aller Welt und letztlich Versuchsdaten aus dem hauseigenen igus-Labor. Außerdem überzeugte sich der Kehler Betreiber im Hafen Basel vor Ort, wo eine bestehende Krananlage bereits mit einem vorkonfektionierten Energiekettensystem ausgerüstet ist. „Die Erfahrungen waren hier durchweg positiv. Die besichtigte Anlage in Basel ist mittlerweile seit über fünf Jahren im Betrieb, ohne dass es mit der Energiezuführung oder den Leitungen zu Problemen gekommen ist. Das hat uns die Entscheidung wesentlich erleichtert“, erinnert sich Uli Stichler.

Geliefert, installiert, funktionstüchtig

Die Zusammenarbeit zwischen dem Hafenbetreiber Kehl, dem Kranbauer Künz und dem Energieketten-Lieferanten igus hat während der Projektierungs- und Bauphase sehr gut funktioniert. „Vor Ort ist in Absprache mit uns die konkrete Einbausituation geklärt worden“, berichtet Uwe Woltersdorf. „Darüber hinaus haben wir eine detaillierte Zeichnungsdokumentation von igus bekommen.“ Die vorkonfektionierte Energiezuführung kam exakt zum verabredeten Termin auf die Baustelle und wurde unter der Regie des Kranbauers eingebaut. Die elektrotechnische Abnahme geschah dann unter Einbezug des Betreibers in Kooperation mit dem Energieketten-Lieferanten und dem Kranbauer. „Die Installationsqualität hat gestimmt“, so der Elektromeister. „Das Energiekettensystem funktionierte sofort.“

Der Hafenbetreiber pflegt seine technischen Anlagen ordnungsgemäß. Sie werden auf jeden Fall jährlich gewartet. „Das Thema vorbeugende Instandhaltung spielt bei uns eine sehr wichtige Rolle“, verdeutlicht Uli Stichler. Fehler werden frühzeitig erkannt, so dass unerwartete Stillstandszeiten weitgehend vermieden werden können. Denn der Kunde, das Stahlwerk, muss kontinuierlich und zuverlässig bedient werden. Trotz der hohen Beanspruchung im rauen Betriebsalltag funktioniert die Portalkrananlage zuverlässig. „Es handelt sich um eine sehr saubere technische Lösung“, bestätigt Uwe Woltersdorf. „So kommt man zum Beispiel an den Anfangs- und Endpunkt der Energiekette sehr gut heran.“

Da man sich Stillstandszeiten nicht leisten will und kann, wird es beim nächsten Kran voraussichtlich wieder ein Energieketten-System geben. Uli Stichler: „Ihre technischen und wirtschaftlichen Vorteile haben uns bis jetzt überzeugt. Und da wir aufgrund der Erfahrungswerte auch noch von einer hohen Lebensdauer ausgehen, hat sich die Entscheidung für diese Energiezuführungslösung für uns auf jeden Fall gelohnt.“

Weitere Informationen:

https://edir.bulk-online.com/profile/9931-igus-.htm

http://www.google.de/search?client=s...IsP1sgbj6PGiCg

Bildunterschriften:

Abb. 1: Rheinhafen Kehl, Schrotthandling mit einem Magneten. Das Losreißen führt u.a. zu Querbeschleunigungen, denen der gesamte Kran einschließlich der Energiekette und der Führungsrinne standhalten müssen.

Abb. 2: Maßgeschneiderte Einhausung zum Schutz des Energiekettensystems inklusive Leitungen.

Abb. 3: Komplett konfektioniertes Energiekettensystem mit integrierten Rollen von igus, Köln, auf Künz-Portalkran.

Abb. 4: Der schwimmende Mitnehmer nimmt den Toleranzausgleich vom Energiekettensystem zur Katze vor.

Abb. 5: von links: Elektromeister Uwe Woltersdorf und der Technische Betriebsleiter Uli Stichler (beide Hafen-Verwaltung Kehl) mit Theo Diehl, Leiter International Cranes & Materialhandling (igus).

Abb. 6: Sauber verlegt: Blick von unten auf die Energiezuführung.

Abb.7: Energieeinspeisung

Attachments

igus_1 (JPG)

igus_2 (JPG)

igus_3 (JPG)

igus_4 (JPG)

igus_5 (JPG)

igus_6 (JPG)

igus_7 (JPG)

igus_logo_weborange (JPG)

Write the first Reply