Fachvereinigung Auslandsbergbau und internationale Rohstoffaktivitäten

Posted in: , on 8. Jun. 2011 - 14:03

Fachvereinigung Auslandsbergbau und internationale Rohstoffaktivitäten

in der Vereinigung Rohstoffe und Bergbau e. V., Berlin


Dr. Dieter Johannes

Geschäftsführer

Fachvereinigung Auslandsbergbau

und internationale Rohstoffaktivitäten


in der Vereinigung Rohstoffe und Bergbau e.V.

FAB versechsfacht

Die Mitgliederzahl der Fachvereinigung Auslandsbergbau und internationale Rohstoffaktivitäten (FAB) in der VRB hat sich seit 2003 auf nun 62 Unternehmen fast versiebenfacht. Die FAB konnte ihre Position als verfasster deutscher Auslandsbergbau im In- und Ausland entscheidend ausbauen.

Die Unternehmen sind ausschließlich unter dem Aspekt des Auslandsengagements in der FAB aktiv, sie lassen sich - Anfang 2011 - folgenden Mitgliedergruppen zuordnen:

1.Beratung: 26 Consultingunternehmen, Einzelconsultants sowie Tochtergesellschaften bzw. Beratungseinheiten von Bergbauunternehmen,

2.Beteiligungen, Finanzierung, Beteiligungsmanagement: 20,

3.Schachtbau, Spezialdienstleistungen, Auftragsbergbau („contract mining“): 10,

4.Beratung zu Zulieferung bzw. zu Dienstleistung: 6 Unternehmen.

Einige Unternehmen sind in mehreren Geschäftsfeldern tätig.

Trotz der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind die ersten beiden Gruppen in besonderem Maße gewachsen.

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Zielrohstoffe der Unternehmen

Aus den vielfältigen Aktivitäten der FAB-Mitglieder, die bezogen auf alle festen Rohstoffe weltweit aktiv sind, seien beispielhaft einige Zielrohstoffe genannt, die insbesondere bei Exploration, Finanzierung und Beteiligungen, Gewinnung, Auftragsbergbau sowie Spezialaufbereitung im Fokus stehen

•Energierohstoffe: Braunkohle (in Kombination mit Kraftwerksbau) und Steinkohle (Qualitätskesselkohle)

•Industrieminerale und Salze: Flussspat, Graphit und Steinsalz

•Steine und Erden

•Metallerze: Antimon, Chrom, Gold, Lithium, Molybdän/Kupfer, Niob und Tantal, Seltene Erden, Titan, Vanadium, Wolfram, Zinn u.a.

Neben „kritischen“, für die Herstellung von Hochtechnologieprodukten benötigten Rohstoffen handelt es sich um weitere, für die deutsche Industrie bzw. die jeweiligen Zielländer ebenfalls wichtige Rohstoffe.

Die neun Strategien der FAB

Die FAB verfolgt – teils seit ihrer Umstrukturierung 2002/2003, teils im Zuge ihrer erfolgreichen Entwicklung – forciert verschiedene Strategien:

1. Expertisezyklen: Die durch die Kompetenz der Mitglieder gebildeten Expertisezyklen für die gesamte Abfolge von Rohstoffprojekten werden zielgerichtet weiter ergänzt und verstärkt. Kumuliert betrachtet verfügen die Unternehmen über Know-how und Erfahrungen für alle Phasen von Rohstoffprojekten.

International ist ein Trend erkennbar vom Tagebau hin zum Tiefbau, z.T. auch als Übergang in der selben Lagerstätte, so dass über Beratung, Schachtbau und Maschinen deutsche, im Inland entwickelte Tiefbauleistungen, insbesondere im Steinkohlenbergbau, und -lieferungen zunehmend gefragt sind, wobei Sicherheit und Gesundheit – der Mensch - stets mit einbezogen sind.

Nicht zu unterschätzen ist auch der positive Effekt der Erkenntnisse aus Auslandsaktivitäten für die heimische Rohstoffgewinnung.

2. Hinweise auf Auslandsprojekte: Die Motive für Auslandsbeteiligungen im Rohstoffsektor sind – auch abhängig vom jeweiligen Rohstoff - verschieden, das zeigen sowohl die Erfahrungen der Bonner FAB wie auch aktuelle Erkenntnisse. Vorrang haben die

•Fähigkeit zur Eigenversorgung (Verarbeitung und Handel), d.h. Versorgungs- bzw. Bezugssicherheit bei Roh- und Vorstoffen

•Einflussnahme auf Preistransparenz und Gewährleistung von Qualitätskonstanz

•reibungslose Abfolge insbesondere der Stufen Gewinnung, Verarbeitung und Vermarktung, d.h. Vorsorge vor Lieferengpässen und –unterbrechungen. Dieses sind Motive einschlägig engagierter FAB-Mitglieder.

Nach Aufgabe von Auslandsbeteiligungen um 1990 herum sind Erfahrungen aus Auslandsbeteiligungen außerhalb der FAB z.T. in Vergessenheit geraten, daher ist eine entsprechende Information erforderlich.

Damit gerät auch der Gedanke einer Bündelung von Interessen und Finanzmitteln, ggf. auch des Managements, für eine Auslandsbeteiligung z.B. in Form eines bezugs- und renditeorientiert Rohstoff-Fonds wieder in den Fokus. Hierzu hatten BDI, Banken, Rohstoffverarbeiter und FAB gemeinsam bereits ein Konzept erarbeitet, das nun nach Erholung von der Finanzkrise neu geprüft werden soll. Interesse haben jetzt auch Unternehmen signalisiert, die einem Auslandsengagement bislang skeptisch gegenüberstanden. Sicherlich ist es angesichts der rohstoffabhängig sehr verschiedenen Voraussetzungen für Auslandsbeteiligungen hilfreich, auch weitere Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle bzw. Formen des Engagements vorzustellen und zu prüfen. Eine Beteiligung an bestehenden Rohstofffonds, „contract mining“, Nutzung eines „flexibleren“ UFK, das sind hier nur einige Stichworte.

3. Brückenschlag zu Auslandsbeteiligungen: In einer Sonderfunktion leisten FAB-Mitglieder – insbesondere Consulting- und Explorationsunternehmen - interessierten rohstoffverarbeitenden Unternehmen seit 2003 verstärkt fachliche Hilfe auf dem Weg zu einer Beteiligung. Das betrifft vor allem die Suche und Bewertung von Projekten bzw. nach Erwerb einer Beteiligung auch die Optimierung im Sinne eines nachhaltigen Vorgehens. Die Zahl der Projektmeldungen für Beteiligungen, die an FAB-Mitglieder und fallweise an Unternehmen der Sektoren Chemie, NE-Metalle, Edelmetalle, Stahl, Handel und Banken weitergeleitet werden, hat sich spürbar erhöht. Gleichzeitig sind das Rohstoffbewusstsein und das konkrete Interesse auf Seiten der Industrie deutlich gewachsen.

4. Projektanschluss und „Kettenkenntnis“: Als vorteilhaft hat sich herausgestellt, wenn Unternehmen frühzeitig mögliche Partner für die Phase im Anschluss an z.B. die Exploration oder bergbauliche Gewinnung Kenntnis haben. Hier sind - speziell in Hinblick auf den Rohstoffbezug und möglichen Import nach Deutschland - Hinweise auf potentielle Partner wichtig, so dass die Auswahl unter verschiedenen Partnern für den Anschluss in der Projektkette – schneller - möglich wird.

5. „Partnerschaft auf Augenhöhe“: Beim rohstoffwirtschaftlichen Vorgehen ist die partnerschaftliche Kooperation mit Entwicklungs- und Schwellenländern ein grundsätzliches Ziel: Die Zusammenarbeit soll im Interesse beider Seiten liegen und auf lange Sicht angelegt sein.

6. „Montanistisches Miteinander“: Das ist ein besonderer Wert der FAB und ihres Netzwerks, die montanistische Kollegialität wird - bei bleibender Konkurrenz - gepflegt, z.B. durch FAB-Treffen mit internem Erfahrungsaustausch. Sie kann den Boden bereiten für die Bündelung von Kräften, z.B. für die Bildung von Konsortien.

7. Netzwerke: Die partnerschaftliche Kooperation - länder- und projektbezogen - wird ausgebaut. Moderner Bergbau und Auslandsbergbau ist nur mit entsprechender Expertise und mit modernen Maschinen möglich. Daher führt die FAB gemeinsame Veranstaltungen mit dem Partner VDMA-Fachverband Bergbaumaschinen – mit dem Ziel und unter dem Motto „Angebot aus einer Hand“ – durch, z.B. bezogen auf Erdteile und Regionen, wie beim Auftaktworkshop zum rohstoffwirtschaftlichen Engagement von FAB- und VDMA-Mitgliedern in Afrika am 1.09.2010 in Berlin.

8. Bekanntheitsgrad der FAB steigern: Hierdurch soll der internationale Zugang für die Mitglieder noch weiter verbessert werden. Zum Beispiel liegen die FAB-Portraits außer in Deutsch und Englisch nun auch in Französisch, Mongolisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch vor, auch auf der Homepage.

Erstmals wurde der FAB-Flyer „Mining and More“ samt Einlegeblättern mit kurzen Projektbeschreibungen der Mitglieder auf der international bedeutenden Bergbaumesse „bauma mining 2010“ in München eingesetzt, an der die FAB sich als Aussteller auf einem Stand mit dem VDMA erfolgreich beteiligt hat. Als Vorteile haben sich z.B. der Kontakt zu ausländischen Bergbaudelegationen und die Mitgestaltung von internationalen Vortragsveranstaltungen durch Mitgliedsunternehmen erwiesen.

Vorträge auch in anderem Rahmen, Fachveröffentlichungen und Pressemitteilungen ergänzen weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit der FAB.

9. Kooperationsbrücken für morgen: Traditionell legt die FAB großen Wert auf die Hinwendung zum fachlichen Nachwuchs, Informationen aus der Praxis des Auslandsbergbaus stehen für die Lehre zur Verfügung. Gemeinsam führen FAB, VDMA und die Bergbauhochschulen Aachen, Clausthal und Freiberg sowie Berlin („ABCF“) Vortragsveranstaltungen über das Auslandsengagement in den rohstoffwirtschaftlichen Sektoren durch.

Auch im Ausland könnte aus einem Mangel an Fachkräften ein Engpass für die Rohstoffversorgung erwachsen. Daher kommt Ausbildungsangeboten eine hohe Bedeutung zu, seien es Programme der Bundesregierung, von Institutionen, Hochschulen und Stiftungen oder ebenso von Unternehmen, die ausländische Fach- und Führungskräfte schulen, trainieren oder Praktikantenplätze parat halten.

Bilaterale Arbeitsgruppen Kohle bzw. Bergbau und Rohstoffe

Als Einrichtung der offiziellen bilateralen Gemischten Wirtschaftskommissionen der Bundesregierung mit verschiedenen Ländern bestehen Arbeitsgruppen, in denen deutscherseits die FAB, der VDMA-Fachverband Bergbaumaschinen und das BMWi zusammenarbeiten.

Zu den Themen der in den in der Regel jährlich stattfinden offiziellen Sitzungen der Kohle-Arbeitsgruppen gehören u.a.

•übergeordnet Arbeits- und Grubensicherheit, Gesundheitsschutz, Effizienzsteigerung, Umwelt- und Ressourcenschutz, stets unter Einsatz neuesten Know-hows und moderner Technik, insgesamt also Beiträge zu einem nachhaltigen Vorgehen

•im Steinkohlenbergbau spezifisch auch Gruben- und Flözgas-Absaugung und -verwertung, Tiefbautechnik

•im Braunkohlenbergbau Tagebautechnik sowie Sanierung und Rekultivierung.

In anderen Arbeitsgruppen geht die Zuständigkeit über Kohlen hinaus und bezieht zusätzlich Erze, Beteiligungen und Rohstoffbezug mit ein.

Beiträge der FAB zur Rohstoffstrategie

Ihrer Aufgabenstellung entsprechend ist der deutsche Auslandsbergbau bei bestimmten rohstoffwirtschaftlichen und rohstoffpolitischen Auslandsthemen vorrangig gefordert. Die FAB wird wegen

•der Aktivitäten und Erfahrungen von Verband und Mitgliedern

•der stetig gestiegenen Zahl im Ausland engagierten Mitglieder

•der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Rohstoffversorgung auch aus dem Ausland, zur Absicherung der Wertschöpfungskette am Industriestandort Deutschland,

•des durch gemeinsame Anstrengungen von Industrie und Bundesregierung erreichten größeren Rohstoffbewusstseins zu Gesprächen und Sitzungen zunehmend hinzugezogen.

So hat die FAB im Berichtszeitraum z.B. an Sitzungen des Interministeriellen Ausschusses (IMA) Rohstoffe zu rohstoffaußenwirtschaftlichen Themen, an Sitzungen der Arbeitsgruppe Außenwirtschaft im BMWi sowie an mehreren thematischen Sitzungen und Gesprächen beim BMWi und beim BDI teilgenommen. Zu den Themen gehören

•Entwicklungen, Erfolge und Probleme im deutschen Auslandsbergbau,

•bedarfsgerechte Optimierung des Außenwirtschaftsinstrumentariums der Bundesregierung,

•Konzept für eine Deutsche Rohstoffagentur in der BGR, die Regierung und Unternehmen bei Rohstofffragen bezogen auf das Aus- und Inland beraten soll,

•Weiterentwicklung des reformierten Ungebundenen Finanzkredits (UFK),

•Ländervorschläge z.B. für Rohstoffpartnerschaften u.a.m.

Rohstoffaußenpolitik

Zu den auch aus Sicht des BDI wichtigen Zielen der Bundesregierung gehört eine engere Abstimmung von Wirtschafts-, Außen- und Entwicklungspolitik, insbesondere auch unter dem Aspekt der Rohstoffversorgung. Eine Option hierbei kann eine Partnerschaft mit Rohstoffländern sein, wobei sowohl die Entwicklung von Wertschöpfungsketten in solchen Ländern auf der Basis ihrer Rohstoffe als auch der Rohstoffbezug für die deutsche Industrie gleichermaßen Berücksichtigung finden sollen. Export von Rohstoffen – in verschiedenen Verarbeitungsstufen – aus Partnerländern nach Deutschland erhöht hier die Bezugssicherheit und stärkt die Basis der industriellen Wertschöpfungskette am Standort Deutschland.

In diesem Zusammenhang sieht die FAB es als hilfreich an, die Auslandsaktivitäten der Mitglieder in Hinblick auf die Rohstoffzyklen vorzustellen, wie z.B. in der Afrika-Veranstaltung mit dem VDMA, Bundesministerien, BGR und gtai. Dadurch wird die Vielfalt des Engagements deutscher Unternehmen transparenter, einschließlich der Beträge zu einem nachhaltigen Vorgehen im Auslandsbergbau.


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Die im heimischen Bergbau entwickelte, bewährte und im Ausland anerkannte Expertise ist seit vielen Jahren ein international gefragtes Exportgut der deutschen Consultingunternehmen. Dass die FAB-Mitglieder hier seit langem aktiv sind, belegt z.B. auch die Stellungnahme der FAB in der BMZ-Publikation Nr. 91 „Mineralische Rohstoffe in der Entwicklungszusammenarbeit“ aus dem Jahr 1994.

Das Thema wie die erfolgreichen Aktivitäten sind also keinesfalls neu, bei der Formulierung einer Rohstoffaußenpolitik wird es folglich darauf ankommen, die Rollenverteilung entsprechend der Rohstoffkompetenz und der Nachhaltigkeitsexpertise zu berücksichtigen.

Mit der FAB in der VRB steht ein anerkanntes, wirksames und weiter ausbaufähiges Instrument zur Verfügung, das gesamtwirtschaftlich bedeutsam ist und der deutschen Industrie in den ersten Stufen der Wertschöpfungskette wesentlich nützt.

Weitere Informationen:

http://www.consulting-fab.de

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